Philosophie

Liebe als Fähigkeit

In einer Welt, in der der Hass und Fremdenfeindlichkeit steigen, stellt sich die Frage wie das so kommen konnte und wie dieser Kurs des Menschen umzukehren ist.

Auch die steigenden Single und Scheidungsraten lassen vermuten, dass ein grundsätzliches Problem besteht im Erhalt von liebendem Umgang miteinander.

Und ist die Wegschmeiß-Gesellschaft sogar soweit gekommen, den erstlich an Technik ausgelebten Lebenstil auf die Partnerschaft zu übertragen und bei Konflikten zu flüchten anstatt Konflikte zu lösen?

Es gibt eine Reihe von Thesen, die nahelegen, es wäre eine Frage der Umstände. Genannt werden dazu die große Erdbevölkerung oder Errungenschaften, die Menschen verleiten. Doch erklären die Umstände weder, warum es zwangsläufig dem Menschen ein bestimmtes Verhalten einhaucht noch wie es zu den Umständen kam und warum die Menschen ihr Schicksal nicht in die Hand genommen haben.

Eine andere Erklärung sucht die Lösung im Menschen selbst. Die Bildung des Menschen steht ohnehin unter dem Verdacht einem Verfall ausgesetzt zu sein, bei dem tiefgehende Ideale in schlechterwerdendem Grade bis in unsere Zeit überliefert wurden.

Folgt man dieser Einschätzung, so ist es naheliegend die Vorstellungen in den Menschen näher unter die Lupe zu nehmen. Ist es ein Verfall der Vorstellungen und eine folglich schlechte Praxis der Liebe, die trennende Prinzipien die Tür geöffnet haben?

Wenn dem so ist, dann gibt es dort etwas zu lernen und demzufolge eine Kompetenz zu erwerben, wo Menschen hinlänglich glauben bei der Liebe gehe es um eine höchst individuelle oder unbeherrschbare Empfindung, und die selbst ihr schärfstes Problem ist.
Konsequenter weise entstehen derzeit Veranstaltungen dieser Art:  Philosophiefestival der Liebe:
https://www.youtube.com/channel/UC6JZ1UWeh89ecWw4iz0b-HQ

Die Rettung liegt also in einer Anerkennung der Liebe als eine Fähigkeit, die deshalb auch Objekt der Lehre sein sollte und mit sofortiger Wirkung in Schulen Unterrichtet werden sollte.

 

Die Hauptfrage, um dies zurechtfertigen liegt natürlich in der steilen These, dass Liebe eine erlernbare Fähigkeit ist, und dass es eine sinnvolle Tätigkeit der Schule dazu gäbe.

In diesem Zug muss jedoch das Wesen der Liebe diskutiert werden:

Ist Liebe eine romantische Verklärung, die völlig überbewertet ist in ihrer Stellung im Leben des Einzelnen? Ist Liebe etwas Schädliches, sodass man sich in ein vermeintlich besseres Bild von Freundschaft retten muss, dass auf erotische Anziehung verzichtet?
Gibt es ein Zuviel der Liebe ( https://www.youtube.com/watch?v=fKFEjZ98Q4s ) ?
Oder ist Liebe bloß ein Gefühl ( https://www.youtube.com/watch?v=QSGa1dW_KoE )?

Der Blick in die griechische Antike zeigt, dass die Probleme nicht neu sind und das damals deutlich formulierte Vorstellungen von Liebe heute geliebt werden, mit dem Unterschied, dass die Kritik am jeweiligen Modell kaum wahrgenommen wird.

Der Klärung halber geht es hier nicht sehr um Philia (Neigung) oder Agape (Nächstenliebe), sondern um den Eros, den Gott, den der heutige Mensch nur noch als „begehrliche Liebe“ kennt.

Doch was gibt es da Weiteres? Was haben die Redner im Symposion, dem Meisterstück Platons, zu bieten?

Ist Liebe eine Urkraft, die größte Macht auf Erden? (Phaidros)

Ist Liebe eine ambivalente Anziehung, die beherrscht werden soll? (Pausanias)

Ist Liebe ein medizinisch zu erklärendes Phänomen? (Eryximachos)

Ist Liebe eine Anziehung zur Überwindung der Trennung zweier zusammengehörigen Wesen? (Aristophanes)

Ist Liebe das Schönste und Beste überhaupt? (Agathon)

Und was hat es mit dem weisen Sokrates auf sich, der gute Fragen stellt und alle diese Vorstellungen als logisch widersprüchlich aufzeigen konnte, obwohl alle Redner gemeinsam eine Verbindung zwischen dem Gutsein des Menschen (Tugendbildung) und der Liebe ziehen?

Ist eine rein geistige Liebe die Lösung, wie Platon über 2000 Jahre unterstellt wurde, oder wurde etwas übersehen? (Platonische Liebe)

Posted on 26. Mai 2017 by Michael

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